Der Bopparder Hamm

Die rheinabwärts der Stadtgrenze beginnenden linksrheinischen  Hanglagen bilden mit ca. 75 ha die größte bewirtschaftete  Rebfläche  des Weinanbaugebietes Mittelrhein.
Der Name Bopparder Hamm ist keltisch-romanischen Ursprungs:  Hamm -> hamus -> der Bogen.

Durch die Südlage und dem idealen Neigungswinkel zur Sonne  sowie die Reflektionsfläche des Rheins als Wärmespeicher hat der  Bopparder Hamm ein ideales, windgeschütztes Weinklima. Die Reben wachsen auf durchlässigem Verwitterungsboden aus Grauwacke und Schiefer mit hohem Steinanteil, der von der Sonne schnell erwärmt wird.

Der Riesling ist die meistangebaute Sorte im Bopparder Hamm. Hier wachsen in jedem Jahr Spitzenerzeugnisse. Die Weine sind elegant, rassig und mit einer feinen Frucht. Aromen nach Apfel, Minze und Gewürzen bescheren dem Bopparder Riesling eine unverwechselbare Note. Die roten und weißen Burgundersorten ergänzen das Angebot für den Genießer.

Bedingt durch die steilen Hänge sind der Mechanisierung Grenzen gesetzt und lassen Massenerträge wie in anderen anerkannten Weinanbaugebieten nicht zu. So überzeugen die sonnenverwöhnten Weine des Bopparder Hamm traditionell durch ihre Qualität. Die Bewirtschaftung der Weinberge erfordert einen sehr hohen körperlichen Arbeitseinsatz an Handarbeit für den Winzer. Können und Leidenschaft der Winzer sind vereint in den hervorragenden Weinen des Bopparder Hamms.

Als Hauptrebsorten gelten bereits seit vielen Jahren neben dem marktführenden Riesling die weiteren Weißweine Müller-Thurgau  (Rivaner), Kerner, Weißburgunder, Ruländer, Scheurebe und  Gewürztraminer. An Rotweinreben laden vornehmlich Spätburgunder, Dornfelder und Portugieser zum späteren Weingenuss ein.

Etwa 4/5 der Anbauflächen werden im Steillagenanbau bewirtschaftet, wobei derzeit noch zehn Weinbaubetriebe hier im Einsatz sind.
 
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Nachfolgende Winzerbetriebe aus Boppard, Spay und Osterspai bebauen derzeit im Bopparder Hamm zumeist als sog. Familienbetrieb und zum größten Teil in traditioneller Handarbeit die ihnen gehörenden Rebflächen, wobei die zusammengefasste Jahresproduktion in starker Abhängigkeit der Witterung rund 600.000 Liter beträgt:
Eigentumsrechtlich verteilen sich die Flächen des zur Großlage „Gedeonseck" (als eine von zehn Lagenbezeichnungen rund um die Loreley) zählenden Bopparder Hamm auf die Gemeinden Boppard, Rhens, Spay und Brey.
Als engere geographische Bezeichnung dienen die Einzellagen Elfenlay, Fässerlay, Weingrube, Mandelstein, Feuerlay, Ohlenberg und Engelstein.

Übrigens: Die Rheinschleife spiegelt sich auch im Logo des Weinkollegiums wider.

 

Die Historie des Bopparder Weinbaus

Auch wenn nach wie vor Forschungslücken bei der Fragestellung bestehen, ab wann und wie genau der erste Weinbau in Boppard nachweisbar ist, so dokumentiert doch eine am 3. September des Jahres 643 ausgefertigte streitschlichtende Urkunde die seinerzeitige Bewirtschaftung eines Weinberges in Boppard.
Dieser fränkischen Urkunde ist zu entnehmen, dass am besagten Spätsommertag der Merowinger-König Sigibert III. im Streit um Weinbergbesitz in Boppard zu Gunsten von Bischof Kunibert von Köln und gegen einen Evergilius entschied. Er hatte behauptet, den Weinberg gekauft zu haben und auch im Besitze eines entsprechenden Kaufvertrags zu sein. Den Beweis konnte er jedoch nicht führen.

Gleichwohl gilt es heute auch unter Weinexperten als unstreitig, dass der erste örtliche Weinbau der Römerzeit zuzuordnen ist. Kasernierte Angehörige der römischen Streitkräfte lebten etwa bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts auch im Rheinland.
Während in den nun folgenden Anbaujahren bis in die mittelalterlichen Blütejahre die Weinberge in überwältigender Mehrheit noch im Besitztum von Adel und Klerus standen, wechselten nach und nach die Eigentümerverhältnisse und zunehmend kamen auch kleine Landwirtschaftsbetriebe in den Genuss, im Nebenerwerb und zumeist auf Pachtbasis einen eigenen Weinanbau zu betreiben.

Wirklich spürbare Veränderungen bewirkte erst die napoleonische Rheinlandbesetzung des auslaufenden 18. Jahrhunderts mitsamt der hiermit verbundenen Säkularisation und einer geänderten Gesetzgebung, insbesondere auch bezüglich der erblichen Realteilung, die im Laufe der Jahre zu zahlreichen Klein- und Kleinstparzellen führte. So konnten auch in unserer linksrheinischen Heimat viele Kleinwinzer in den frühen Jahren des 19, Jahrhunderts Weinanbauflächen aus den zuvor zu französischen Nationaldomänen erklärten Gütern zu akzeptablen Konditionen ersteigern und fortan „auf eigener Scholle" Weinanbau betreiben.

Mit dem Übergang des Rheinlandes in preußisches Hoheitsgebiet konnten die Anbauflächen sogar noch vielfach ausgebaut werden, allerdings führten zunehmende Missernten, wiederholt verursacht durch Befall von Pilzen und Reblaus, zur wirtschaftlichen Unauskömmlichkeit vieler Weinbauer unserer Region.

Das goldene Industriezeitalter hatte begonnen und Abwanderungen in die Fabriken und Eisenhütten waren die Folge. Vereinzelt wurden allerdings auch noch Weinberge im Nebenerwerb weiter bewirtschaftet.
Vom frühen 20. Jahrhundert bis in die heutigen Tage reduzierten sich die Weinanbauflächen um rund 75 %, d.h. gerade einmal auf einem Viertel einstiger Anbauflächen stehen heute noch Weinreben.

Heute kaum vorstellbar, tatsächlich zählte der römische Weinanbau in zahlreichen besetzten Ländern weit über einhundert Rebsorten, wobei im Rheinland der Elbling die Rebsortenliste mit den meisten Anbauflächen anführte.
Etwa seit dem frühen 15. Jahrhundert setzte der Siegeszug des weißen Rieslings ein, wobei es allerdings noch recht lange dauerte, bis sich die Qualität dieses heute noch als heimischer Marktführer angesehenen Tropfens gegen die teilweise deutlich größere Quantität konkurrierender, vielfach minderwertigerer Weine behauptete.

Beim Riesling vom Mittelrhein handelt es sich längst nicht mehr nur um einen Geheimtipp unter Kennern, sondern um ein Produkt, welches zu den weltweit führenden Spitzenweinen aufgestiegen ist.