17 Mai
2008

Tagesfahrt an die Nahe – Bericht


Im Mai unternahm das Weinkollegium Boppard eine Tagesfahrt mit dem Schwerpunkt Geologie in das Weinanbaugebiet Nahe. Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden die Weine von der Nahe als „Rheinwein“ verkauft. In einer staatlichen Verfügung in den 30er Jahren kam die Nahe erstmals als eigenständige Weinbauregion vor. Die heutigen Grenzen des Weinanbaugebietes wurden mit dem Weingesetz von 1971 erstmals festgelegt. Mit 4.100 ha Anbaufläche ist die Nahe fast neunmal größer als die Anbaufläche des Mittelrheins. Innerhalb kürzester Zeit entwickelten sich Spitzenweingüter, die die Konkurrenz aus anderen Weinbauregionen Deutschlands nicht fürchten müssen.

Herr Geologiedirektor Dr. E.-D. Spies vom Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz begleitete die Teilnehmer des Weinkollegiums wie schon im vergangenen Jahr im Bopparder Hamm und führte durch 400 Millionen Jahre Erdgeschichte. Das Weinanbaugebiet Nahe ist von seiner geologischen Unterschiedlichkeit und Vielfalt an Bodenformationen in der Welt einzigartig. In keinem Weinanbaugebiet der Welt gibt es auf engstem Raum so unterschiedliche Böden. Diese Faktoren zeigen sich dann auch im Wein, vor allem in Mineralität und Aromen.

Das Trollbachtal bei Münster-Sarmsheim mit seinen berühmten Lagen „Pittermännchen“ und „Goldloch“ waren der erste Anlaufpunkt. Die Weinberge, von verkieselten Felstürmen umrahmt, bildeten eine eindrucksvolle Kulisse. Der entsprechende Wein aus dieser Lage durfte bei den Ausführungen von Dr. Spies natürlich nicht fehlen. Die Fahrt führte weiter nach Roxheim, zum „Roxheimer Berg“. Rotliegendes ist hier vorherrschend. Der Riesling hat hier einen vollkommen anderen Geschmacksaufbau. An dieser Aufschlussstelle sahen die Teilnehmer Erdschichten vom Rotliegenden über Kalkgesteine aus Süßwasserseen, wo sich übrigens vor mehr als 200 Millionen Jahren Süßwasserhaie tummelten, bis hin zu vulkanischem Gestein und Lavaaschen. Durch einen nahegelegenen Vulkan wurde die gesamte Erdformation um 90 Grad gedreht und vertikal gefaltet.

Weiter ging die Fahrt in das größte zusammenhängende Vulkangebiet Mitteleuropas ? die Eifel mit ihren wesentlich jüngeren Vulkanen ist vergleichsweise klein dagegen.
Vielfach kamen die Vulkane in dieser Region Bad Kreuznach – Lemberg – Donnersberg – Idar-Oberstein nicht zum direkten Ausbruch, sondern sie wölbten die Oberfläche der Erde um viele hundert Meter auf und erstarrten.

In Waldböckelheim stärkte und begeisterte die Teilnehmer ein Drei-Gang-Menü in einem Weingut-Restaurant mit jeweils zwei unterschiedlichen Weinen zum entsprechenden Gang mit begleitenden Informationen zur Geschichte dieser Region.

Der 402 m hohe Vulkankegel Lemberg war der nächste Anlaufpunkt. Von dort oben hat man eine traumhafte Sicht auf das tief eingeschnittene Nahetal mit Oberhausen und der „Gutsverwaltung Schloßböckelheim“ mit den berühmten Weinbergslagen „Kupfergrube“ und „Felsenberg“. Den Soonwald und selbst den Taunus mit dem Rheingau konnte man an diesem Tag sehen.
Die eindrucksvolle und informative Fahrt wurde in Münster-Sarmsheim mit einer Weinprobe in einem Spitzenweingut abgeschlossen.

Rainer Hildenbrand und Hans – Hermann Oehl

7 Apr
2008

Jungweinprobe mit Jonas Schöneberger


Bei der Jungweinprobe erlebten die Mitglieder des Weinkollegiums Boppard wieder einen interessanten Abend.

Bevor jedoch Jonas Schöneberger mit der Vorstellung seiner Weine begann, standen zwei bedeutende Ehrungen an: Winfried Rinke, der neun Jahre das Weinkollegium als Schultheiß geführt hatte, wurde zum Ehrenschultheiß des Weinkollegiums ernannt, seine Frau Ingrid, die über einen noch längeren Zeitraum die Kasse geführt hatte, wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Der jetzige Schultheiß, Hans Peter Schüz, zeigte dabei die großen Verdienste des Ehepaares Rinke um das Weinkollegium auf: Die regelmäßigen Stammtischabende seien immer wieder interessant gewesen durch ansprechende Themenwahl und Gewinnung geeigneter Referenten. Absolute Highlights aber seien die Reisen gewesen, die das Weinkollegium durch „halb Europa“ geführt hätten. Bei diesen habe das Ehepaar Rinke durch seine Kenntnisse und durch seine Verbindungen dafür gesorgt, dass man Zugang zu hervorragenden Weingütern und zu vielen kulturellen Einrichtungen bekommen habe. Alle Teilnehmer dieser Reisen hätten daran nur die besten Erinnerungen. Die Ehrenurkunden sowie ein Blumenstrauß und ein Weinpräsent wurden dem Ehepaar Rinke unter großem Beifall aller Anwesenden überreicht.

Nach der anschließenden Aufnahme zweier neuer Mitglieder konnte Jonas Schöneberger seine „Jungweine“ des Jahrgangs 2007 vorstellen. Es ist immer wieder erfreulich, wie gekonnt die jungen Winzer sich und ihre Weine präsentieren. Zwar sei es eigentlich noch etwas zu früh für diese Probe, da er die Weine gerade erst auf Flaschen gefüllt habe ? einer der Weine war sogar noch nicht abgefüllt, sodass er nur als „Fassprobe“ verkostet wurde ?, doch auch so waren der Charakter und die Qualität der Weine deutlich. Allen Teilnehmern wurde der Vegetationsverlauf des vergangenen Jahres in Erinnerung gerufen: Die frühe Hitze hatte dazu geführt, dass die Rebblüte 4 Wochen früher als normal zu beobachten war. Die anschließende Regenperiode sei zwar nicht immer für schöne Terrassenabende passend gewesen, für die Reben aber sehr gut. Bis September sei der Vegetationsvorsprung aber aufgezehrt gewesen. Die lange Reifezeit von etwa 130 Tagen von der Blüte bis zur Lese habe der Entwicklung des Lesegutes sehr gut getan, insbesondere der Ausprägung der Säure und der Mineralstoffe. Selbst der im Sommer aufgetretene Sonnenbrand sei in seiner schädlichen Auswirkung begrenzt geblieben, da durch weitere Wärme die geschädigten Trauben eingetrocknet seien und damit die Schimmelbildung begrenzt geblieben sei. Von einem Spätburgunder Weißherbst, einem „Sommerwein“, über mehrere Rieslinge bis zu einer gehaltvollen Auslese konnten die Weinfreunde die neuen Weine des Weingutes Heilig Grab kennen lernen. Sie dankten dem jungen Winzer gerne mit Applaus.

Hans – Hermann Oehl

11 Feb
2008

Weinkollegium probierte neuseeländische Weine


Zum ersten Stammtisch des Weinkollegiums St. Remigius im Jahre 2008 konnte der Schultheiß Hans Peter Schüz als Referenten den Seminarleiter an der Dt. Wein- und Sommelierschule in Koblenz Peter Gebler begrüßen, der über neuseeländische Weine referierte.

Neuseeland liegt auf der südlichen Halbkugel und erstreckt sich vom 35. bis zum 47. Breitengrad. Es hat nicht nur eine genau vergleichbare Lage wie Italien auf der Nordhalbkugel, sondern auch etwa die gleiche Größe, allerdings weniger als 1/10 der Einwohnerzahl.

Weinbau hat auf Neuseeland nicht die Tradition wie in Europa. Auf der Südinsel gibt es ihn sogar erst seit etwa 30 Jahren, bevorzugt im Weinbaugebiet Marlborough, in dem etwa die Hälfte der neuseeländischen Anbaufläche liegt. Die Bezeichnung der Anbauflächen ist nur nach Regionen / Gebieten gegliedert, Einzellagen ? hier in Deutschland selbstverständlich ? sind in Neuseeland nicht bekannt. Die Entwicklung des Weinbaus ist aber rasant: in den vergangenen 10 Jahren hat sich die Rebfläche, die von mehr als 500 Kellereien in Neuseeland bewirtschaftet wird, von 6610 ha auf 22.616 ha mehr als verdreifacht, die erzeugte Weinmenge hat sich von 0,57 Mio hl auf 1,33 Mio hl mehr als verdoppelt.

Sauvignon Blanc, Pinot Noir, Chardonnay und Merlot sind die wichtigsten Rebsorten, und es wurden auch insgesamt 8 Proben dieser Sorten verkostet, die von 5 verschiedenen Weingütern stammten und in 2 Anbaugebieten („Marlborough“ auf der Südinsel und „Hawkeâ??s Bay“ auf der Nordinsel) gewachsen waren. Die zahlreich erschienenen Weinfreunde bekamen so einen kleinen, aber wichtigen Überblick über neuseeländische Weine.

Hans – Hermann Oehl

3 Dez
2007

Wein im Judentum


So lautete das Thema, das den Stammtisch des Weinkollegiums St. Remigius zu Boppard im Dezember beschäftigte. Weinfreund Manfred Eisenhauer hatte dies nicht nur vorgeschlagen, sondern in Herrn Lehmann aus Nauheim/GG auch den geeigneten Referenten besorgt, so dass die Mitglieder des Weinkollegiums einen lehrreichen Abend erlebten.

„Kaschrut“, die jüdischen Speisegesetze, geben genaue Vorschriften, denn Wein ist im Judentum mehr als ein bloßes Genussmittel, er hat kultische Bedeutung. Dem gesetzestreuen Juden ist sein Genuss nur erlaubt, wenn der Wein „koscher“, d.h. rein im Sinne der Speisegesetze hergestellt wurde. Dafür ist wichtig: Vom Setzen der Pflanzen im Weinberg bis zur Abfüllung des Weins in die Flaschen sind bei allen Arbeitsschritten talmudische Vorschriften zu beachten. Im Weinberg darf also frühestens im 4. Jahr nach der Pflanzung geerntet werden, zwei Monate vor der Lese darf nicht mehr gedüngt werden, zwischen den Weinreben darf kein Obst oder Gemüse wachsen, alle Geräte und Fässer müssen mehrfach gereinigt sein, keinerlei Enzyme und Bakterien dürfen zugesetzt werden und am ganzen Vorgang dürfen nur Männer beteiligt sein, die „den Schabbat halten“. Ein ? lebensmitteltechnisch vorgebildeter ? Rabbi überwacht dies und gibt zum Schluss mit einem „Koscher ? Stempel“ seinen Segen.

Weiterhin erfuhren die Weinfreunde, dass auch der Wein dann keinesfalls von einem „Nichtjuden“ berührt werden darf, ansonsten ist er für das Trinken eigentlich nicht mehr geeignet. Da dieses in vielen Fällen kaum eingehalten bzw. garantiert werden kann ? z.B. in der Gastronomie ? lässt der Talmud Ausnahmen zu: Wird Wein kurze Zeit so stark erhitzt, bis „die Hand zuckt“, dann darf dieser „gekochte Wein“ (hebräisch: jajin mevuschal) auch mit „Nichtjuden“ in Berührung gekommen sein. Wird er nicht erhitzt, so ist er „ein stam jenam“. Dieser ist dann „allenfalls für geschäftliche Gründe, nicht aber für das Vergnügen“ geeignet. Die Bandbreite der Kriterien hängt dabei offensichtlich vom zuständigen Rabbiner und der jeweiligen jüdischen Gemeinde (orthodox, konservativ, reformiert oder liberal) ab und möglicherweise auch von wirtschaftlichen Perspektiven. Unklar ist deshalb z.B. geblieben, wie hoch die Temperatur beim Erhitzen genau sein muss und ob sich dabei nicht der komplette Alkohol verflüchtigt. Die sieben Proben des koscheren Weins fanden aber regen Anklang, die anschließende Diskussion zeigte großes Interesse der Weinfreunde für dieses Thema und dem Referenten war dankbarer Beifall sicher.

Hans – Hermann Oehl

3 Sep
2007

Stein und Wein 2


Nachdem es dem Bodenkundler Dr. Ernst-Dieter Spies, Obergeologierat beim Geologischen Landesamt Rheinland-Pfalz in Mainz, im Mai gelungen war, interessierten Teilnehmern des Weinkollegiums das Thema Stein und Wein in einem Vortrag anschaulich nahe zu bringen, folgte nun als zweiter Teil eine Exkursion in den Bopparder Hamm.

Hier wurde den Weinfreunden von Dr. Spies in der Natur an verschiedenen Stellen die Vielfalt des Bodenaufbaus verdeutlicht. Man war überrascht, wie anschaulich erdgeschichtliche Entwicklung wird, wenn ein Fachmann diese an ausgewählten Stellen erläutert und man konnte die Vielfalt der Bodenbedingungen im Hamm klar erkennen. Der Abschluss erfolgte bei reger Diskussion unter Verkostung von zwei Weinen, die die Auswirkung dieser unterschiedlichen Bodenbedingungen besonders deutlich schmecken ließen.

Hans-Hermann Oehl

13 Aug
2007

Das Bopparder Weinkollegium erkundete die Ortenau in Baden


Das Bopparder Weinkollegium erlebte bei einer Mehrtagesfahrt die badische Ortenau und alle Teilnehmer waren begeistert. Schon die erste Rast brachte mit einem von Frau D. Schneider vom Felsenkeller liebevoll vorbereiteten Frühstück eine vorzügliche Einstimmung. So gestärkt fuhr man zum ersten „Höhepunkt“ (in mehrerer Hinsicht), dem Weingut „Schloss Staufenberg“ des Markgrafen von Baden in Durbach. Von der Schlossterrasse auf dem Schlossberg hatte man einen herrlichen Blick über die Ortenau und das Rheintal bis hinüber nach Straßburg. Der Betriebsleiter vermittelte in den Weinbergen, im Kelterhaus, im Weinkeller und in der Probierstube profunde Kenntnisse über dieses alte Weingut. Hier hatte vor 225 Jahren Großherzog Carl Friedrich von Baden (1728 ? 1811) erstmals in Baden im „Durbacher Klingelberg“ ? nahe seinem Schloss ? Riesling reinsortig angebaut und damit den Grundstein für den badischen Qualitätsweinbau gelegt. (Zu den weiteren historischen Verdiensten dieses Großherzogs gehören außer zahlreichen Anordnungen zur Verbesserung der Weinqualität auch die Beendigung der Leibeigenschaft und die Einführung der Schulpflicht.) Die Probe hervorragender Weine und ein üppiger „Brotzeitteller“ boten leiblichen Genuss.

Der Stadtrundgang durch das hübsche Gengenbach litt zwar etwas unter Regen, dafür entschädigte aber das abschließende Konzert in der Kirche St. Marien, in welchem der erzbischöfliche Orgelinspektor M. Degott die Klangvielfalt der Orgel mit Werken von J.S. Bach, J. Haydn, F. Mendelssohn u.a. bis zu L.J.A. Lefébure-Wély deutlich machte.

Der „Rebstock“ in Durbach bot mit seinem Park und der hervorragenden Küche einen gelungenen Rahmen für den Aufenthalt in der Ortenau.

Ein Besuch in der Firma „Leible-Landtechnik“ in Durbach war nicht nur für die Winzer sehr informativ. Dort werden Steillagen-Mechanisierungssysteme hergestellt und insbesondere z.Zt. ein „Vollernter für den Steillagen-Weinbau“ entwickelt.

„Schloss Ortenberg“ in Ortenberg mit seinen Weinbergen und einer weiteren sehr guten Weinprobe machte erneut die Qualität und die Spezialitäten des badischen Weinbaus deutlich. Beim Besuch der ehemaligen Prämonstratenser-Abtei „Allerheiligen“ (gegründet um 1200, gilt als ältestes gotisches Bauwerk in Baden) und einer Wanderung entlang des Wasserfallweges begeisterten anschließend Historie und Natur die Teilnehmer.

In der Brennerei Weber in Achern konnte man sich überzeugen, dass man auch nach einer umfangreichen Probe (15 Brände bzw. Liköre) keinesfalls trunken ist, und auf der Rückfahrt wurde im Weingut Krüger-Rumpf in Münster-Sarmsheim mit einer weiteren Probe hervorragender Weine und einem delikaten Imbiss der Abschluss begangen.

Dem Organisatoren ? Ehepaar Eisenhauer gebührt herzlicher Dank für diese schöne und informative Fahrt! Solche gelungenen Veranstaltungen könnten ein guter Grund für weitere Interessenten sein, sich dem Weinkollegium anschließen.

Hans – Hermann Oehl

2 Jul
2007

Wein – Kunst oder Handwerk


Wein ? Kunst oder Handwerk, zu diesem höchst aktuellen Thema referierte Dipl. Ing. (FH) Gerd Knebel (Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel ? Mittelrhein, Redakteur der Winzer ? Zeitschrift und selbst auch Winzer) im Weinkollegium in Boppard. Durch die Diskussion über die EU-Weinmarktreform (s.a. R-Z vom 04.07.07) hat das Thema eine Brisanz und Aktualität, welche die Verantwortlichen im Weinkollegium bei der Planung des Jahresprogramms noch nicht hatten ahnen können.

Anschaulich wurde die Ist-Situation mit dem Strukturwandel im Weinbau dargestellt: Seit 1970 hat sich die Rebfläche am Mittelrhein halbiert, die Zahl der Betriebe ist auf 1/7 geschrumpft. Ein weiteres Schrumpfen wäre fatal für unsere ganze Region, denn die Einzigartigkeit unserer Weinkulturlandschaft lässt sich nur erhalten, wenn die Winzer die Steillagen weiter bearbeiten und dies werden sie nur tun können, wenn sie ein angemessenes Einkommen damit erzielen. Die dafür notwendige Marketingstrategie kann nur heißen: Gehobene Qualität für Gastronomie, Weinfachhandel und Endverbraucher anzubieten, d.h. für die, die beim Winzer direkt kaufen. Zwar werden in Deutschland bereits mehr als 70% der Weine über Lebensmitteleinzelhandel, Verbrauchermärkte und Discounter abgesetzt, da bei diesen „Regalweinen“ aber i.d.R. die Beratung entfällt, sind größere Mengen bei gleichzeitiger Beschränkung auf weniger Sorten erforderlich, um die Kunden nicht zu sehr zu verwirren. Dort ist sicher der „Druck“ ausländischer Weine, die in Deutschland bereits einen Marktanteil von mehr als 50% haben, am größten.

Moderne önologische Verfahren, das stellte der Referent klar heraus, sind nicht grundsätzlich abzulehnen. Hier nennt er das Ausschönen von Fehlaromen, die Entfernung von Alkohol oder flüchtigen Säuren, die Anreicherung mit Saccharose oder die Säuerung mit Wein- und Apfelsäure. Die Zulässigkeit der önologischen Maßnahmen sollte sich an der „Qualitätspyramide“ orientieren, je höher die Qualität, desto defensiver die Ã?nologie. Wenn jedoch z.B. Fraktionierung, d.h. Zerlegung erfolgt zum Ziel der beliebigen Rekombination von Zucker, Alkohol, Farb- oder Aromastoffen, wenn mit Holzextrakten oder standardisierten Aromagemischen gearbeitet wird, dann ist der Schritt zum ‚künstlichenâ?? Wein, der ohne Verwendung von Trauben hergestellt würde, nicht mehr weit.

Weinerzeugung ist eine Kunst, bei der die Faktoren Lage, Boden, Klima, Rebsorte und Mensch zusammenwirken. Das Terroir Schiefersteillagen mit der Rebsorte Riesling bietet das Potenzial für große Weine. Die Orientierung an einer klaren Struktur der Qualitätspyramide in Abhängigkeit vom Terroir und die Herausstellung deutlicher, verbraucherorientierter Profile ist notwendig.

Der Steillagenweinbau erfordert einen drei- bis zehnfach höheren Arbeitsaufwand. Nur wenn beste Produkte erzeugt, wenn die höhere Wertigkeit der Steillagen-Rieslinge glaubwürdig vermittelt und dann auch angemessene Einkommen erzielt werden, wird diese Form weiter bestehen. Wenn der Weinbau im Einklang mit der Natur betrieben wird, wird der Winzer weiter „der beste Naturschützer“ sein und seltene Fauna und Flora erhalten.

Die Zuhörer dankten dem Referenten für seinen sachkundigen und anschaulichen Vortrag gerne mit Applaus.

Hans-Hermann Oehl

4 Jun
2007

Weinkollegium zu Gast im VDP – Weingut Matthias Müller in Spay


Das Weingut Matthias Müller in Spay war sicher allen Mitgliedern des Weinkollegiums längst bekannt und doch wurde der „Stammtisch“ dort ein besonderes Erlebnis.

Als „Vorprogramm“ gab es eine Führung in der „Peterskapelle“. Bürgermeister Karbach verstand es sehr gut, den Besuchern die Renovierungsarbeiten und die dabei aufgetretenen Schwierigkeiten nahe zu bringen. Alle waren beeindruckt davon, wie schön diese kleine Kapelle nun wieder geworden ist.

Anschließend wurden die Weinfreunde von der ganzen Familie Müller willkommen geheißen. Mehr als 300 Jahre wird schon Weinbau in der Familie betrieben, ursprünglich als ein Erwerbszweig neben Landwirtschaft und Obstbau. Seit den 80er Jahren hat sich das Weingut ganz auf den Weinbau spezialisiert. Von den ca. 480 ha Rebfläche des Anbaugebietes Mittelrhein bewirtschaftet es 8 ha selbst und erhält von weiteren 3 ha jeweils die Trauben. Riesling ist seine bevorzugte Rebsorte, weil der Bopparder Hamm mit seinen Schieferböden ? Steillagen in Südlage ? einzigartige Bedingungen für diese bietet. Die Bearbeitung erfordert viel Handarbeit, aber auch der Seilzug kommt zum Einsatz und die Raupe (was bei bis zu 60% Steigung am Hang nicht unproblematisch ist). Die Begrenzung der Lesemenge erfolgt nicht durch Ausdünnung im Sommer, weil dadurch die Gefahr von Botrytis stark steige, sondern ausschließlich durch Selektierung bei der Lese. Nicht mehr als 70 hl pro ha sei dabei das Ziel. Nur gesunde Trauben können guten Wein ergeben. Eine ganze Woche habe man im vergangenen Jahr Beeren sortiert ? gesunde Rosinen ? um 300 l eines Beerenauslesemosts mit 1600 Ã?chsle zu bekommen.

Edelstahltanks (von 600 l bis zu 5000 l) dienen seit 30 Jahren dem Ausbau des Weines ? „weil der Wein nach der Frucht schmecken soll, nicht nach dem Behälter“. Die ? gemäß der Mostgewichtsabnahme temperaturgesteuerte ? Gärung kann mehrere Monate dauern.

75% des Weines verkaufen die Müllers an Selbstabholer. Die Aufnahme in den VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) empfinden sie als Auszeichnung, haben sich diesen Schritt aber auch sehr gut überlegt. So wird der „VDP ? Adler“, den sie nun als erster Betrieb im Bopparder Hamm verwenden dürfen, sicher zu ihrem Image beitragen und wohl auch zum Image des gesamten Bopparder Hamm. Die Vorgaben des VDP ? naturnaher Anbau und deutlich abgehobenes Qualitätsniveau ? sind auch kein Problem. In Zukunft werden die Flaschen die VDP-Kapsel als Erkennungszeichen des Verbandes tragen. Befürchtungen, dass die Müllerschen´Weine deshalb einen Preissprung machen, sind nach Aussage des Winzerehepaares unbegründet. Bei einem schmackhaften Imbiss und einer Probe hervorragender Weine konnten sich die Weinfreunde ein gutes Bild von den hohen Leistungen des Weingutes Müller machen.

Hans-Hermann Oehl

7 Mai
2007

Stein und Wein


Das war das Thema, mit dem sich das Weinkollegium anlässlich seines gut besuchten Treffens im Mai beschäftigte. Dr. Ernst-Dieter Spies, Geologe und Bodenkundler, Obergeologierat beim Geologischen Landesamt Rheinland-Pfalz in Mainz, hatte es übernommen, den interessierten Teilnehmern dieses schwierige Thema anschaulich nahe zu bringen und er hat dieses sehr gut gemacht.

Seine Dienststelle hat sich ? u.a. ? die Aufgabe gestellt, die Geopotentiale der rheinland-pfälzischen Weinbauregionen aufzuarbeiten, anschaulich darzustellen und für Interessenten verfügbar zu machen. Interessenten sind dabei natürlich an erster Stelle Winzer, aber auch Touristiker, Sommeliers u.a., die diese Grundlagen z.B. für Ã?ffentlichkeitsarbeit verwenden können.

Standortfaktoren für den Weinbau sind vor allem „Boden“ und „Klima“.
Die ‚Weinbergsbodenkartierungâ?? erfasst genau die Bodeneigenschaften und auch die Bodenentwicklung. Zwar gehören alle Bereiche des Bopparder Hamm zum „Unterdevon“, aber da gerade im Bereich Boppard ? wie man durch seismische Untersuchungen festgestellt hat ? in früherer Zeit gewaltige Verschiebungen stattgefunden haben, sind auch in den verschiedenen Weinbergslagen des Hamm sehr verschiedene Bodenarten anzutreffen. Dies gilt z.T. sogar sehr stark innerhalb der gleichen Weinbergslage (z.B. Elfenlay und Weingrube). Im Bereich Feuerlay z.B. gibt es als Besonderheit ‚kalkhaltigenâ?? Schiefer. Für die Winzer wichtige Bodeneigenschaften sind u.a. die Körnigkeit, die Mineralhaltigkeit und die Wasserhaltig- bzw. ?durchlässigkeit. Mit sogenannten „Lackprofilen“ kann man die Bodenstruktur sehr anschaulich wiedergeben.

Klimadaten registrieren nicht nur Temperatur, Niederschläge (einschließlich deren Verteilung) und Besonnung (in Abhängigkeit von Himmelsrichtung und Geländeneigung), sondern auch ? in Abhängigkeit vom Bodenrelief ? Kaltluftabfluss, Durchlüftung und Nebel. Für die verschiedenen Bopparder Weinbergslagen haben sich auch hier sehr verschiedene Werte ergeben. Alle diese Daten stellt das Geologische Landesamt zur Verfügung.

Zur Besprechung gab es jeweils einen Wein aus den 7 Lagen des Bopparder Hamm.
Mit anhaltendem Beifall bedankten sich die Zuhörer, die sich schon darauf freuen, beim Stammtisch am 03.09. bei einer Begehung im Bopparder Hamm ihre neuen Kenntnisse überprüfen zu können
(erschienen u.a. in RuB Nr. 19 vom 11.05.07 und R-H-Z vom 16.05.07)

Hans – Hermann Oehl

2 Apr
2007

Weinkollegium probierte junge Weine


Für seinen Stammtisch im April hatte sich das Weinkollegium eine Aufgabe gestellt, die sich als nicht unproblematisch erweisen sollte. Der Termin lag „zu früh“, und verschiedenen Winzern war dieser Zeitpunkt unpassend, da ihre Weine noch nicht probenreif seien. Elisabeth Ries vom Weingut Königshof war dann bereit, sich dieser schwierigen Aufgabe zu stellen, und sie hat diese mit Bravour gelöst.

Dabei wurde deutlich, dass das Jahr 2006 für die Winzer nicht unproblematisch war. Ein sehr heißer Juli und ein kühler August hatten die Trauben sehr erfreulich reifen lassen, aber nach einer längeren Trockenperiode gab es Ende September / Anfang Oktober sehr viel Regen. Das daraus resultierende Prallwachstum der Beeren führte insbesondere beim Riesling zu einem Platzen der Beerenhaut. Glücklicherweise blieb es anschließend wieder trocken. Der Mikro ? Pilz (Botrytis cinera), der bei unreifen Trauben so große Schäden verursacht (Sauerfäule), traf nun auf vollreife Beeren mit hohem Zuckergehalt. Die „Edelfäule“ baute Säure ab und ließ die Beeren zu „Rosinen“ schrumpfen. So hatten die Winzer zu einem sehr frühen Zeitpunkt sehr hochwertiges Lesegut, was allerdings mit der Folge verbunden war, dass es kaum „einfache Zechweine“ gab.

Bei der Probe stellte Elisabeth Ries jeweils zwei Weine einander gegenüber, wobei sie „im ersten Paar“ eine 2006er Riesling Spätlese trocken einer 2005er Riesling Spätlese trocken gegenüberstellte, „im zweiten Paar“ eine 2006er Kerner Spätlese einer 2005er Riesling Spätlese feinherb. In beiden Fällen konnte man bei den jungen Weinen den Entwicklungsstand klar erkennen, der eine sehr gute Entwicklung verspricht. In den weiteren Paarungen gab es zuerst zwei 2006er Riesling Auslesen sowie dann eine 2006er Beerenauslese und eine 2006er Trockenbeerenauslese, für Freunde lieblicher Weine ein ausgesprochener Hochgenuss. Gerade bei den letzten Weinen erwartet die Winzerin eine ausgezeichnete Lagerfähigkeit und glaubt, diesen Wein nun 30 Jahre liegen lassen zu sollen. Sollte Elisabeth Ries dies wahr machen, so war dieser Abend für etliche Weinfreunde wohl die letzte Gelegenheit, diese Köstlichkeiten zu genießen. Elisabeth Ries hat dankbar die Philosophie ihres Vaters übernommen, dass Weinjahrgänge nicht nach 3 Jahren ausverkauft sein sollen. So kann sie auch weiterhin diejenigen Kunden versorgen, deren Geschmack weniger auf die lieblichen und edelsüßen Gewächse gerichtet ist.

Mit einem Dank an Elisabeth Ries für ihre gute Präsentation endete ein lehr- und genussreicher Abend und wer nicht dabei war, der hat gewiss etwas versäumt.
Nicht versäumen sollte man, sich umgehend anzumelden zu der Weinlehrfahrt in die Ortenau, die vom 10. bis 12.08.2007 stattfindet. Falls noch Plätze frei sind, können gerne auch Nichtmitglieder teilnehmen. Informationen erhält man bei Willi Zimmer (Tel. 06742/6139), bei Dr. Werner Schmidt (Tel. 06742/4909) oder bei anderen Mitgliedern des Weinkollegiums.

Hans-Hermann Oehl