Besuch des Weingutes Rüdiger Kröber in Winningen

?Besuch eines Weingutes?, dieser jährliche Programmpunkt des Weinkollegiums Boppard führte in diesem Jahr wieder einmal nach Winningen. Ziel war das Weingut, das Rüdiger Kröber 1991 von seinen Eltern Werner und Erika übernommen hat und das er nun gemeinsam mit seiner Frau Ute und Sohn Florian bewirtschaftet. Für die Qualität dieses Weingutes spricht u.a. das Abschneiden bei einem besonderen Wettbewerb: Gemeindeverwaltung und Touristik Winningen haben 2012 zum 14. Mai im Rahmen einer Bestenauslese einen Winninger Spitzenwein zur ?August-Horch-Edition? gekürt, 7 mal hieß dabei der Sieger ?Weingut Rüdiger Kröber?.
(siehe: http://www.winningen.com/august_horch_edition.htm)

Nach kurzer Begrüßung wurden beim Besuch des Kellers die Prinzipien des Weingutes erläutert: ?Tradition ? Tradition ist nicht Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers! Fast alle Arbeitsgänge in den Steil- und Terrassenlagen werden noch per Hand durchgeführt, denn der Mensch mit seinen Sinnesorganen ist kreativer als jede Maschine. Jeder Arbeitsgang im Zyklus der Jahreszeiten, wie Schneiden, Biegen, Aufbinden, Entblättern und Lesen ist ein Mosaikstein für die Qualitätserzeugung.?
Auch der Bedeutung des ?Terroirs? fühlt sich Familie Kröber verbunden. In Wikipedia heißt es zu diesem Begriff: ?Der ganz und gar französische Begriff Terroir erfasst alle natürlichen Voraussetzungen, die die Biologie des Weinstocks und demzufolge die Zusammensetzung der Traube selbst beeinflussen. Terroir ist das Zusammentreffen von Klima, Boden und Landschaft, das Zusammenwirken einer unendlichen Anzahl von Faktoren: Nacht- und Tages-Temperaturen, Niederschlags-Verteilung, Sonnenschein-Stunden, Hangneigung und Boden-Durchlässigkeit, nur um einige wenige zu nennen. Alle diese Faktoren reagieren miteinander und bilden in jedem einzelnen Teil eines Weinbaugebietes das, was der französische Winzer Terroir nennt.?
Auf diese natürlichen Voraus- setzungen vertraut man auch im Weingut Kröber, das vorwiegend Riesling anbaut und in dem man sich bemüht, die Facetten der einzelnen Schieferformationen in den Weinen zu erhalten. So werden auch ? wie offiziell jetzt als geschützte Marken anerkannt ? in der schon berühmten Lage ?Uhlen? die unterschiedlichen Bereiche ?Blaufüßer Lay?, ?Laubach? und ?Roth-Lay? wegen der unter- schiedlichen Bodenbeschaffenheit getrennt gesehen. Bei der Lese werden alle Trauben von Hand gelesen, oft in mehreren Durch- gängen. Nur gesunde und ausgereifte Trauben geben einen fruchtigen eleganten Wein, was diese Voraussetzungen nicht erfüllt, verbleibt im Weinberg. Nach dem traditionellen Mahlvorgang ? die Beerenhaut wird aufgequetscht, das Stielgerüst bleibt unversehrt ? bleibt die Maische 6 -18 Stunden stehen, damit Weine mehr Substanz und Fülle erhalten. Auch bei der Gärung vertraut man auf die natürlichen Kräfte. Durch eine spontane, gekühlte Gärung gelingt es, authentische und fruchtige Weine mit viel Aroma zu erzeugen. Man setzt also keine Reinzuchthefen ein, gibt den Weinen Zeit zur Reife und konzentriert sich auf eine intensive Kontrolle. Damit erreicht man dann bewusst, dass die Weine auch einen jahrgangstypischen Charakter bekommen und man nicht ? wie bei den heute teilweise üblichen Cuvées ? auf einen immer gleichen Geschmack setzt. Etwa 45.000 Flaschen jährlich werden überwiegend unmittelbar an Endverbraucher abgesetzt.
Bei der anschließenden Probe in der geschmackvoll gestalteten Probierstube wurden dann ein ?Riesling Secco?, drei trockene Weine, zwei feinherbe, eine Auslese und eine Beerenauslese verkostet und so konnten sich alle Teilnehmer von der Qualität der Produkte überzeugen. Bei der Probe und während des anschließenden Imbisses gab der Winzer in gekonnter Art fachkundige Erläuterungen, die auch auf die zahlreichen Fragen der Teilnehmer Antwort gaben. So war es für alle wieder ein informativer und genussreicher Abend und Schultheiß Schüz konnte dem Winzerpaar in voller Überzeugung die Anerkennung und den Dank der Teilnehmer aussprechen.
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Hans-Hermann Oehl