Archiv fuer September, 2013

Sep
29

Weinkollegium wird „Ehrenwinzer“



Anlässlich des Bopparder Weinfestes wurde das Weinkollegium Boppard durch die Stadt Boppard und die Bopparder Winzerschaft mit nachstehend abgebildeter Urkunde zum „Ehrenwinzer“ ernannt.

Der „Weinfestbürgermeister Werner Treichel“ würdigte dabei den Schultheißen mit den nachfolgenden Worten:
„Peter Schüz, Schultheiß im Jahre 2013, im Weinvergleich
Für das Weinkollegium Königliches Kelterhaus zu St. Remigius in Boppard
Herkunftsbezeichnung: Aus leicht gebirgiger Gegend stammend.
Jahrgang: Ein 40er gutes Weinjahr mit hoher Lagerfähigkeit.
Rebsorte: Kein Massenträger, eine hoch wachsende Rebe mit hervorragenden Eigenschaften.
Qualität: Hier haben wir es mit einem quirligen Auslesetyp zu tun.
Ausbau: Fruchtig, Spritzig, von hoher Eleganz wie die Weine im Bopparder Hamm.
Farbe: Hell schimmernd ? sonniger Ton.
Charakter: Markant, ehrlich, selten rau oder kratzig. Er weiß, wenn es darauf ankommt, groß aufzutreten und verspricht gute Qualität.
Körper: Schlanker Körper ? aber gehaltvoll.
Harmonie: Mit eindrucksvoller Finesse, jedoch sympathisch abgerundet. Kompromissreich ausgebaut, etwas für den besonderen Geschmack.
Alter: Kaum merkbar.
Abgang: Nachhaltig, ausdrucksvoll, aber oft überraschend.
Gesamteindruck: Eine gut ausgereifte Rarität, die ihren Höhepunkt wahrscheinlich noch nicht erreicht hat.
Lagerfähigkeit: Von Jahr zu Jahr besser werdend, also ein echter Schüzsteiner.“
Für die Verleihung der „Ehren-winzerwürde“ an das Weinkollegium bedankte sich H.P. Schüz mit den nachstehenden Worten:
„Meine sehr verehrten Damen und Herren,
zunächst möchte ich mich sehr herzlich für die überaus freundliche und persönliche Laudatio von Werner Treichel bedanken, der im übrigen seit vielen Jahren ebenfalls Mitglied im Weinkollegium ist.
Lieber Werner, du bist der geborene Laudator und Moderator und hast als Weinfestdirektor viele Veranstal-tungen gekonnt und souverän durchgeführt. Herzlichen Dank!
Mein besonderer Dank gilt der Stadt Boppard und der Bopparder Winzerschaft, die diese sehr eindrucksvolle Auszeichnung der Ehrenwinzerschaft an das Weinkollegium Königliches Kelterhaus zu St. Remigius vergeben haben.
Wir alle, und damit schließe ich als Schultheiß alle Mitglieder aber auch die ehemaligen Schultheißen namentlich Herrn Leopold Ensgraber, Herrn Winfried Rinke und Herrn Gregor Schneider und die seit langen Jahren agierenden Vorstands- und Beiratsmitglieder explizit mit ein, haben in den vergangenen 25 Jahren mit großem Einsatz und persönlichem Engagement dazu beigetragen, dass uns heute diese Auszeichnung vergeben werden konnte.
Als mir der Herr Bürgermeister Dr. Bersch anlässlich unsrer 25- Jahrfeier Anfang Juli diesen Jahres diese Auszeichnung des Ehrenwinzers für das Weinkollegium antrug, war ich zunächst vollkommen überrascht und einfach sprachlos, hatte ich und hatten wir alle mit keinem Gedanken je damit gerechnet, diese hohe Auszeichnung der Stadt und der Winzerschaft verliehen zu bekommen.
Diese Tatsache zeigt uns jedoch auch, dass unser ehrenamtliches Engagement mit dem Eintreten für die Belange des über unsere Grenzen hinaus bekannten Weinortes Boppard mit der berühmten Weinlage des Bopparder Hamms bei der Stadt und der Winzerschaft angekommen sind.
Darüber hinaus geben wir den vielen weininteressierten Mitbürgern, Gästen und Weinfreunden die Möglichkeit, die kulturelle Einrichtung des Weinkollegiums zu nutzen, Kenntnisse über den Wein und seine Kultur zu erlangen und zu vertiefen.
Die Zielsetzung des Weinkollegiums ist bereits in unsrer Satzung niedergelegt, heißt es doch dort:
?… Das Weinkollegium Königliches Kelterhaus zu St. Remigius in Boppard will verstanden werden als eine kulturelle Einrichtung, die die lange Geschichte, die Tradition und die Kultur des Weines in all ihren Verzweigungen pflegt.
Es will die Kenntnis vom Wein erweitern und vertiefen, Weine sammeln, Weinproben veranstalten, Vorträge zu allen Themen rund um das Thema Wein anbieten, Wein- und Kulturreisen unternehmen und Verbindungen zu andren Weinbruderschaften anknüpfen und pflegen. ..?
Dies alles versuchen wir seit 25 Jahren umzusetzen und diese Auszeichnung der Ehrenwinzerschaft zeigt, dass wir offenbar ganz erfolgreich agiert haben.
Wir werden diesen Auftrag der Pflege der Weinkultur auch in Zukunft intensiv verfolgen, und wir sind sicher, dass die hiesige Winzerschaft den schon hohen
Qualitätsstandard des Mittelrheinweines in Zukunft erhalten wird und noch weiter zu steigern vermag.
Viele der Gäste im Saal werden sich gefragt haben, wie kommt das Weinkollegium zu diesem Namen, hätte es nicht einfacher ?Weinkollegium Boppard? heißen können, so wie unser Auftritt im Internet bezeichnet ist.
Dieser Name Weinkollegium Königliches Kelterhaus zu St. Remigius in Boppard hängt mit der langen Tradition dieser Weingemeinde zusammen, die ich nun in aller Kürze skizzieren möchte.
Lassen Sie mich mit St. Remigius beginnen. Dieser Name führt uns nach Reims in der Champagne. Schon sehr früh, nämlich gegen 300 war dort das Christentum verbreitet und es gab Bischöfe, von denen mehrere heilig gesprochen wurden. Einer von diesen war der heilige St. Remigius.
Aber wie kommt nun die Verbindung zwischen Reims und Boppard zu Stande?
Sehr wahrscheinlich über die Handelsbeziehungen, über die relativ gut ausgebauten Römerstraßen und die Flussschifffahrt über die Vesle, die Mosel und den Rhein.
Als Handelsgegenstand darf man auch den guten Bopparder Wein annehmen.
St. Remigius, der Bischof vom Reims hat hier vermutlich eine Kapelle errichten lassen und als Gegenleistung gingen mehrere Fuder Bopparder Wein zu Gunsten des Bischofs rheinabwärts, der den Wein dort anderweitig verkauft hat.
Zu Ehren dieses Bischofs erhielt das Bauwerk seinen Namen, soll außerhalb der Bopparder Stadtmauern etwa am Kreuzweg bzw. Remigiusplatz gestanden haben und war im Besitz des Erzstiftes zu Reims.
Dazu gehörten aber auch Haus und Scheune, einige Wingerte und ein Kelterhaus, wie verbrieft ist. In diesem Kelterhaus wurden die Weine verarbeitet und für den Versand und Verkauf vorbereitet.
Boppard wurde ein Umschlagplatz, wo Handel und Handwerk blühten, Fahrensleute abstiegen und zu einer Stätte, wo Zoll erhoben wurde und auch eine Münze entstand.
Dies führte dazu, dass die zentrale Lage Boppards auch der König des Ostreiches (Chlodwig um 480) Gefallen an diesen Ort fand und Handel und Weinerzeugung ausbaute.
König Chlodwig wurde im übrigen 498 mit seiner Schwester Albofleda und ca. 3000 seiner Mannen vom Bischof St. Remigius in Reims getauft.
Es entstand ein Königshof, etwa am Ort des Hauses Belgrano, in dem der König mit seinem Gefolge unterkam.
Die Remigiuskapelle wurde vermutlich darin einbezogen, die Wirtschaftsräume entsprechend erweitert und damit wurde das Kelterhaus königlich.
Soweit der kurze Rückblick zu unsrer Namensgebung.
Die Hohe Auszeichnung der Ehrenwinzerschaft nehme ich im Namen des Weinkollegiums und seiner Mitglieder gerne an und darf mich nochmals sehr herzlich dafür bedanken.
Nun sind die Teilnehmer hier im Saale sicher neugierig und auch durstig, um die folgenden Weine der Probe zu genießen.
Ich darf schließen mit einem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe,
dem deutschen Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler und Staatsmann ? aber auch einem großen Weinfreund:
? Kein Genuss ist vorübergehend,
denn der Eindruck, den er zurücklässt, ist bleibend.?
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“

Hans-Hermann Oehl

Sep
2

Septemberstammtisch des Weinkollegiums Boppard



Da die Sommelière Yvonne Heistermann terminlich verhindert war, ist P. Gebler von der Deutschen Wein- und Sommelierschule dankenswerterweise eingesprungen. Er konnte den Weinfreunden ein sehr zukunftsträchtiges Thema bieten: ?PIWIs, d.h. pilzwider- standsfähige bzw. pilzresistente Reben?.
Im 19. Jhdt. wurde nicht nur die Reblaus von Amerika nach Europa eingeschleppt, auch bisher unbekannte Pilzkrankheiten vermehrten sich plötzlich explosionsartig, darunter insbesondere der Echte (Oidium) und der Falsche Mehltau (Peronospera) sowie Botrytis. Seitdem müssen traditionelle Rebsorten (je nach Witterung) 6 ? 16 Mal im Jahr mit Fungiziden behandelt werden, denn Pilzbefall kann die Traubenernte total vernichten. Der Klimawandel wird vermehrt warmes, schwüles Wetter mit sich bringen und damit die Gefahr der Pilzinfektionen noch erhöhen. So versucht man, den wirkungsvollen, aber umweltschädlichen und auch aufwändigen Spritzmitteleinsatz dadurch zu vermindern, dass man ?pilzresistente Reben? züchtet. Dies ist eine sehr komplizierte Aufgabe, die i.d. Regel 8 ? 10 Jahre bis zum Erfolg dauert, zumal für die Weinherstellung nur ganz bestimmte Rebsorten gestattet sind. Selbst nach dieser Zeit kann man nicht sicher sein, eine gute Lösung zu haben. So hat man z.B. bei der Neuzüchtung ?Kanzler? feststellen müssen, dass sie nach ca. 18 Jahren keinerlei Ertrag mehr brachte.
Deshalb haben Winzer, insbesondere im Steillagenbereich, sicher berechtigte Vorbehalte, sich an solchen Versuchen zu beteiligen.. Es sind insbesondere Biowinzer, die bereit sind, das erhöhte Risiko eines Fehlschlages auf sich zu nehmen und Versuchsanlagen anzulegen, die dann einer strengen staatlichen Kontrolle unterliegen. Die interessanten Ausführungen des Referenten ergänzte dann jeweils der Hausherr R. Schoeneberger aus der Sicht des Praktikers und er erhöhte damit die Anschaulichkeit der Probleme.
Die von P. Gebler präsentierten Weine zeigten, dass die Winzer mit solchen Weinen sicher auf einem guten Weg sind, die Weinfreunde möchten aber lieber auch in Zukunft bei ihrem geschätzten Riesling bleiben, es sei denn, der Klimawandel würde dessen Anbau unmöglich machen.
B. Hennemann dankte dem Referenten für den sehr informativen Vortrag und überreichte ihm die neue Festschrift des Weinkollegiums und eine Flasche des auch von ihm nach wie vor besonders geschätzten Rieslingweines.
Hans – Hermann Oehl