Archiv fuer November, 2012

Nov
24

Remigiusessen des Weinkollegiums Boppard



Ein Höhepunkt im Ablauf des Jahres im ?Weinkollegium Königliches Kelterhaus zu St. Remigius in Boppard e.V.? ist jeweils das ?Remigiusessen?, welches an den Weinheiligen und Namenspatron des Kollegiums erinnert. Bei Sekt und Fingerfood traf man sich im Gasthaus ?Rebstock? in Hirzenach.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Schultheiß H.P. Schüz hielt Dr. Werner Schmidt auf gekonnte Art einen Vortrag über den Weinbau am Mittelrhein: Wenngleich die erste urkundliche Erwähnung des Weinbaus in Boppard ?erst? im Jahre 643 erfolgte, so ist doch mit Sicherheit anzunehmen, dass schon die Römer zur Versorgung ihres Kastells mit dem Weinbau hier begonnen hatten. Im Mittelalter war dann der Weinbau der zentrale Produktionsbereich der mittel-rheinischen Wirtschaft.
Mit dem wachsenden Bedarf an Wein für Gottesdienste, aber auch für den Konsum im geistlichen und weltlichen Bereich begannen die Grundherren (Könige und Adlige, aber auch Bischöfe und Klöster) etwa um 1000 n.Chr. den Weinbau durch Anlegen von Weinbergen an den Hängen des Rheinischen Schiefergebirges zu fördern.
Das Bewirtschaften von Weinbergen verlangte Stetigkeit und Langfristigkeit, so entwickelte sich eine besondere Form des Pachtsystems: 1. Die ?Erblichkeit? sorgte dafür, dass die Nachkommen auf der mühsamen Arbeit der Vorgänger aufbauen und davon partizipieren konnten. 2. Die Leistung des Pachtzinses erfolgte in Form ?des Teilbaus?, d.h. ein festgelegter Teil der Traubenernte war an den Grundherren abzuführen, der so je nach Ernte mehr oder weniger zu bekommen hatte.
Eine wichtige Einzelheit, die in den Verträgen oft geregelt war, war das regelmäßige Düngen mit Mist, da dieser für die Bodenqualität notwendig, wegen der geringen Viehbestände aber richtig kostbar war. Dr. Schmidt konnte aus Familienbesitz alte handschriftliche Aufzeichnungen vorlegen, die über Einzelheiten von Pachtverhältnissen und Pächtern Auskunft gaben (wobei die jüngeren Teilnehmer natürlich mit der Schrift ihre Probleme hatten). Dr. Schmidt beendete seinen Vortrag mit dem Gedicht ?Die Schatzgräber? von Gottfried August Bürger:
?Hört, Kinder!“ sprach ein kranker Mann,
Der durch den Weinbau viel gewann,
?In unserm Berge liegt ein Schatz;
Grabt nur danach.“ ? ?An welchem Platz?“
So fragten alle. ?Sagt den Ort!“ –
?Grabt, grabt!“ Er starb bei diesem Wort.
Kaum war der Greis zur Gruft gebracht,
So ward gegraben Tag und Nacht;
Mit Hacke, Karst und Spaten ward
Der Weinberg um und um gescharrt.
Da war kein Klotz, der ruhig blieb,
Man warf die Erde gar durch’s Sieb,
Zog Furchen in die Läng‘ und Quer‘
Nach jedem Steinchen hin und her;
Allein es ward kein Schatz gespürt,
Und Jeder hielt sich angeführt.
Doch kaum erschien das nächste Jahr,
So nahm man mit Erstaunen wahr,
Daß jeder Weinstock dreifach trug.
Da wurden erst die Söhne klug,
Und gruben nun Jahr ein, Jahr aus,
Des Schatzes immer mehr heraus.

Nach einem herzlichen Dank an Dr. Schmidt für diesen informativen und unterhaltsamen Bericht konnte man sich dann mit Freude einem guten Menü zuwenden und bei lebhaften Gesprächen den Abend genießen.
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Hans – Hermann Oehl

Nov
5

Unvorhergesehene Vinothekenprobe



Die vorgesehene Probe und Präsentation von MADEIRA Weinen musste wegen Erkrankung des Vortragenden leider ausfallen.
Die spontane Entscheidung, stattdessen Weine aus der Vinothek des Weinkollegiums zu verkosten, fand sehr große Resonanz bei allen Beteiligten, die sich sehr aktiv und eloquent in die Beurteilung der z.T. grenzwertig alten Weine eingebunden haben.
Moderiert wurde die Probe souverän und kenntnisreich von Winzermeister Willi Nickenig, der selbst bei Weinen, die den Vorstellungen von gereiften Weinen schon längst nicht mehr entsprachen, diesen doch durchaus nachvollziehbare positive Aspekte hat abgewinnen können.
Folgende Weine wurden probiert:
1. 2004er Valpolicella Ripasso mit wunderschöner reifer Rotfärbung in typischem Rebsortencuvee von Rondinella, Corvina und Molinara, durchaus noch trinkbar, der durch hohen Tanningehalt saftig und ausgewogen auf der Zunge lag.
2. 1999er Bourgogne Rouge aus der Rebsorte Pinot noir, der seinen Höhepunkt bereits deutlich überschritten hatte, den Teilnehmern aber auch zeigte, welche Eigenschaften diesem Wein anhaften und wie eine Beurteilung professionell aussehen sollte.
3. 1993er Bopparder Hamm Feuerlay Riesling Spätlese htr. aus dem WG Manfred Nickenig.
Die Frische und Mineralität der Rieslinge aus unsrem Anbaugebiet konnte hier leider nicht mehr nachvollzogen werden. Auf Grund des Alters des Weines und des damals üblichen anderen Geschmacksbildes konnte er seine Riesling – typischen Eigenschaften nicht mehr zeigen.
4. 2000er Bopparder Hamm Feuerlay Weißburgunder Auslese WG Walter Perll.
Ins Auge fiel zunächst die untypische Rosé- bis Lachsfarbe des Weines, die niemand mit einem Weißburgunder in Verbindung bringen mochte und deren Entstehung auch den Experten rätselhaft schien. Die herausragende Dichte und Fruchtigkeit des Weines sowie der Auslesecharakter in Verbindung mit dem Jahrgang 2000 wurde von den Teilnehmern durchaus kontrovers diskutiert.
5. 1991er Bopparder Hamm Ohlenberg Riesling Hochgewächs htr., WG Heinrich Müller.
Auch dieser in die Jahre gekommene Wein hatte seinen Höhepunkt deutlich hinter sich gelassen, dennoch wurde die ehemals vorhandene Typizität des Rieslings und auch seiner Lage im Ohlenberg durchaus noch wahrgenommen.
6. 2007er Bopparder Hamm Ohlenberg Riesling Spätlese WG Jürgen Volk.
Ein wunderschöner sortentypischer Vertreter des Bopparder Hamms, harmonisch in der Struktur mit ausgeglichener Mineralität und Frische.
Ein von allen Teilnehmern als gelungen bezeichneter Abend, an dem auch einmal Weine zur Verkostung gelangten, die von der üblichen Auswahl abwichen und die Kommentierung der Teilnehmer sowie des Moderatoren auf die Probe stellten.
Ein herzlicher Dank erfolgte von Schultheiß Schüz an den Moderator Willi Nickenig für die gelungene Präsentation der Weine und die überragende und sachliche Kommentierung .

Hans Peter Schüz