Archiv fuer Mai, 2012

Mai
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Jungweinprobe des Weinkollegiums in Boppard



Gut besetzt war der Raum, als Frau Bruno Hennemann die Teilnehmer zur Jungweinprobe des Weinkollegiums begrüßte.
Thomas Perll hatte es in diesem Jahr übernommen, neue Weine vorzustellen und dabei auch über seinen Betrieb und über die wesentlichen Fakten zu berichten, die für das Wachstum im zurückliegenden Jahr von Bedeutung waren.
Die 8,5 ha Rebfläche des Betriebes verteilen sich auf ca. 50 Parzellen vom Friedhof bis nach Spay. Alle Lagen mit Ausnahme der Lage ?Engelstein? sind vertreten. Das ermöglicht dem Betrieb, für jede Rebsorte die bestgeeignete Lage auszuwählen und z.B. bei den Burgunderreben dann verschiedene ?Klone? zu verwenden und so durch deren verschiedene Eigenschaften (z.B. Farbintensität, Säuregehalt und Alkoholgehalt) eine gewünschte Mischung zu erzielen.
Obwohl im Betrieb weit überwiegend Riesling angebaut wird (rd. 80 %) war in der Probe diese Rebsorte nur viermal vertreten. Thomas Perll wollte die größere Bandbreite deutlich werden lassen. Jeweils ein ?Spätburgunder Rotwein?, ein aus Spätburgunder Trauben gewonnener ?Blanc de Noir?, ein ?Grauer Burgunder? und ein ?Weißer Burgunder? machten das deutlich. Von den acht Proben waren sieben ?trocken? bzw. ?halbtrocken?. Dies entspricht den Wünschen der Kunden dieses Betriebes, die meist trockene Weine bevorzugen. Eine Auslese rundete den Abend ab.
Auch bei den Namen der Rebsorten wird der ?Geschmack? des Publikums deutlich. ?Blanc de Noir? ist ein aus blauen Trauben hell gekelterter Weißwein wie auch der ?Rosé?, aber es klingt anspruchsvoller. ?Ruländer? ist nicht mehr gefragt, man möchte lieber ?Weißen Burgunder?. (Entsprechend möchten die Kunden oft ?Rivaner?, nicht ?Müller-Thurgau?.)
Thomas Perll machte deutlich, dass 2011 ?das? Weinjahr schlechthin gewesen sei. Genau zur rechten Zeit habe es viel Sonnenschein gegeben, nach der Blüte aber, als die Reben viel Nährstoffe benötigten, da habe es sehr stark geregnet und damit die entsprechende Versorgung der Reben ermöglicht.
Der Referent bedauerte nur, dass seine Weine eigentlich nie die notwendige Zeit zur Reife bekämen, da die Nachfrage so groß sei, dass der Wein in 12 Monaten ?weg sei?, obwohl bei manchen Sorten eine Lagerzeit von 2 ? 3 Jahren sicher besser wäre. Bei einzelnen Sorten sei der 2011er jetzt schon komplett verkauft.
Dass er vielleicht den Wein zu ?preiswert? verkaufe und damit bei Unkundigen den Eindruck minderer Qualität hervorrufen könne ? was nichts kostet, das kann auch nichts sein ? , und dass er auf diese Art dem Ruf des Mittelrhein-Weines möglicherweise sogar schaden könne, das wollte Thomas Perll nicht gelten lassen.
Zum Abschluss gab er den Zuhörern den Rat mit auf den Weg: ?Wer Nüsse knackt und sie nicht isst, zur Jungfrau geht und sie nicht küsst, beim Weine sitzt und schenkt nicht ein, das muss ein rechter Narre sein?.
Den Zuhörern war klar, dass sich jeder Weinfreund bei der Qualität dieses Jahrgangs sicher gerne und oft ein Glas einschenken wird.

Hans – Hermann Oehl