Archiv fuer Juli, 2009

Jul
6

Weinverschlüsse



Wie sollte eine Weinflasche verschlossen sein ?
Mit dieser aktuellen Frage befasste sich das Weinkollegium bei seinem Stammtisch im Juli. Der Referent, Peter Gebler, Seminarleiter an der Dt. Wein- und Sommelierschule in Koblenz, hatte bei diesem Thema rund 40 interessierte Zuhörer, die bei schönem Sommerwetter in den Garten des Weinhauses Heilig Grab gekommen waren.

20090706-weinverschlusse2
Der große Bedarf an Kork hat dazu geführt, dass Naturkork nicht mehr ausreichend in der notwendigen Qualität zur Verfügung steht bzw. nur zu gestiegenem Preis. Die Suche nach Alternativen führte dabei zu einer Vielzahl von Möglichkeiten, von denen einige an diesem Abend vorgestellt wurden. Deutlich wurde, dass dabei nicht nur die technische Lösung – und damit auch die Kostenfrage – wichtig ist, sondern insbesondere die Akzeptanz durch den Weintrinker. So ist es strittig, ob Wein wirklich luftdicht verschlossen werden soll, oder ob man – wie beim Naturkorkverschluss – die Veränderung bei der „Alterung“ schmecken können muss.
Fünf Weine wurden an dem Abend probiert, wobei allerdings die Auswirkung des Verschlusses auf die Weinqualität nicht deutlich werden konnte, da alle Weine noch relativ jung und von bester Qualität waren:
1. Kronkorkenverschluss: 2006er Riesling Spätlese trocken Merler Königslay – Terrassen aus dem Weingut Kallfelz in Zell
2. Glasverschluss Vinolok: 2007er Riesling trocken aus dem VDP Weingut Reichsrat von Buhl in Deidesheim
3. „Kunststoff – Kork“: 2008er Bopparder Hamm Riesling trocken aus dem VDP Weingut Matthias Müller
4. Drehverschluss: 2008er Bopparder Hamm Riesling Spätlese trocken aus dem Weingut Heilig Grab und
5. Traditioneller Kork: 2007er Bopparder Hamm Riesling Spätlese halbtrocken aus dem Weingut Heilig Grab
Der „Kronkorken“ für den luftdichten Verschluss ist z.B. bei Bier oder Cola selbstverständlich. Vielen Kunden gilt diese Art deshalb als „zu profan“. Dennoch wird sie von Weingütern zunehmend auch für bessere Qualitäten verwendet, weil die Probleme mit „Korkschmäckern“ vermieden werden.
Der „Glasverschluss Vinolok“. Schon im 17. Jhdt., so erfuhren die Zuhörer, wurden Stöpsel aus Glas verwendet. Da sie jedoch speziell für entsprechende Flaschen geschliffen werden müssen um die notwendige Dichtigkeit zu erzielen, ist dieses Verfahren zu teuer. Eine „Weiterentwicklung“ ist „Vinolok“. Ein dünnes Folienband aus lebensmittelechtem Kunststoff sorgt dabei am Hals des Glasstöpsels für dichten Verschluss, sicheren Halt in der Flasche und leichte Wiederverschließbarkeit. Das Verfahren erfordert – noch – einen hohen Aufwand und es besteht ein – wenn auch geringes – Restrisiko, dass Glassplitter entstehen. Ein Vorteil ist jedoch, dass zum Ã?ffnen keinerlei Werkzeug erforderlich ist.
Der „Kunststoffkork“ wird meist aus Gummi- oder Teflonmischung in einer dem Naturkork ähnlichen Farbe hergestellt. Da dabei das Schwefeldioxid mit dem Verschluss Reaktionen eingeht und innerhalb weniger Jahre abgebaut wird, ist diese Verschlussart zwar sehr praktisch und kostengünstig, aber weniger geeignet für Weine, die länger gelagert werden sollen. Die „Tradition“ des Ã?ffnens mit einem Korkenzieher bleibt dabei gewahrt.
Immer populärer wird der „Dreh- oder Schraubverschluss“. In diesem Verschluss, der beim Abfüllen auf die Flasche angepasst wird, sorgen eine Kunststoffschicht und eine Zinnfolie für die Abdichtung und eine weitere Folie für Geschmacksneutralität. Der Wein „altert“ hierbei zwar auch, aber durch die wesentlich bessere Abdichtung langsamer als beim Naturkork. Weitere Vorteile sind, dass zum Ã?ffnen keinerlei Werkzeug erforderlich ist und die Flasche leicht wiederverschließbar ist. Da es ohnehin bei Weinkennern unangebracht ist, Weinflaschen mit einem „Plopp“ zu öffnen, ist auch der „Kulturverlust“ mit Blick auf die Vorteile dieser Verschlussart sicher zu verschmerzen.
Rudolf Schoeneberger vom Weinhaus Heilig Grab wurde jedenfalls dazu beglückwünscht, dass er in diesem Jahr eine neue Füllanlage beschafft hat, bei der diese Verschlussart zur Anwendung kommt. Den Interessierten bot er die Möglichkeit, ihnen dieses Gerät zu erklären.
Dem Referenten galt der Dank der Teilnehmer für die informative Übersicht und die klare Darstellung der Entwicklungen auf diesem Gebiet.

Hans – Hermann Oehl