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Jul
9

Treffen der Mittelrheinischen Weinbruderschaften in Bacharach



Auf Einladung der „Weinzunft Bacchus, Zechgesellschaft zu Bacharach und Steeg von 1328“ fanden sich am Samstag, den 09. Juli die „Weinbruder-schaft Unserer lieben Frau zu Oberwesel“, das „Weinkollegium Königliches Kelterhaus zu St.Remigius in Boppard“ und der „Weinkonvent Zum Heiligen Goar zu Ihrem jährlichen Treffen diesmal in Bacharach ein.
Nach einem kühlen St. Nikolaus Jubiläums Riesling und Labung mit leckerer Ziegenbratwurst im Garten der Nikolauskirche (ehemaliger Zollhof) war das erste Ziel des weinkulturellen Treffens die Erkundung der südlichen Stadtmauer und der Burg Stahleck. Nach steilem Aufstieg widmeten sich die Weinfreunde am Sonnenturm und Halbrundturm der Historie der Stadt und der Stadtmauer, kompetent erläutert durch Welterbe – Gästebegleiter Horst Maurer. Natürlich durfte dabei auch ein Besuch auf Burg Stahleck nicht fehlen, bevor man es sich in der Weinbergslage Kloster Fürstental, die bis 1970 in diesem Teil noch „Schlossberg“ hieß, gemütlich machte und Weinbruder Ralf Sturm (Steeger Weinstube) schon mit dem Essen wartete.
Eine Maschinenvorführung von Rainer Oldach zum aktuellen Stand der Technik im Steillagenweinbau war besonders beeindruckend. Er demon-strierte mittels Raupe und Seilzugtechnik das Entblättern der Rebzeilen und brachte alle zum Staunen. Man war sich einig, dass der Einsatz modernster Technik ein wichtiges Element zum Erhalt des Steillagenweinbaus darstellt und in Zukunft noch größere Bedeutung erfahren wird.

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Zum Abschluss des Tages wurden bei fantastischem Wetter und einer Probe von exzellenten Weinen aus Weinbergslagen der benachbarten Gemeinden rechts und links des Rheins die Weinfreundschaften vertieft und viele neue Kontakte geschlossen.

Randolf Kauer Zunftmeister der Weinzunft Bacchus – Bacharach-Steeg

Jul
4

Perlende Weine



„Perlende Weine“, so hieß das Thema des Stammtisches des Weinkollegiums Boppard, der wieder interessant gestaltet wurde von der bekannten Sommelière Yvonne Heistermann, Dozentin an der Deutschen Wein- und Sommelierschule in Koblenz.
Die Deutschen sind Liebhaber „perlender Weine“, so konnte man es erfahren. Rund 1/3 der Menge, die auf der Welt getrunken wird, wird in Deutschland konsumiert. So ist es richtig, sich mit diesem Thema theoretisch und praktisch zu befassen.
Schon der Unterschied zwischen „Perlwein“ und „Schaumwein“ ist wichtig, mindestens seit dem 01.07.1902. Damals trat das „Schaumweinsteuergesetz“ in Kraft, mit dem der Kaiser – Wilhelm – Kanal und die kaiserliche Kriegsflotte finanziert werden sollten. Das gilt nicht für Perlwein, bei dem der Überdruck in der Flasche zwischen 1 und 2,5 bar beträgt. Nur wenn der kohlendioxid-bedingte Überdruck in der Flasche mindestens 3 bar beträgt, dann fällt die „Schaumweinsteuer“ (Sektsteuer) an, die uns bis heute erhalten geblieben ist und die 1,02 ? je 0,75-Liter-Flasche beträgt und dem Staat im Jahr immerhin rund 450 Mio. Euro einbringt.
Die Herstellungsverfahren beim perlenden Wein unterscheiden sich in der Herkunft des Kohlendioxids. Beim „Imprägnierverfahren“ wird diese einfach zugesetzt, bei der „Asti-Methode“ stammt sie aus der 1. Gärung, bei der „Méthode champenoise“ stammt sie aus einer 2. Gärung, nachdem dem vergorenen Jungwein noch einmal Zucker und Hefe zugefügt wurden und dieser dann in einem druckfesten Behälter abgeschlossen vergärt. Nur bei der „klassischen“ Flaschengärung werden dabei die einzelnen Flaschen gerüttelt und das Getränk bleibt bis zur Fertigstellung in der Flasche.
Für den „Crémant“ ist die „Ganztraubenpressung“ vorgeschrieben, damit weniger Gerbstoffe austreten und auch keine vorzeitige Verbindung mit Sauerstoff den Geschmack beeinflussen kann.
Viele weitere gesetzliche Regeln gibt es für die Herstellung und die Bezeichnungen, so für die Geschmacksstufen von „extra brut“ bis „doux“.
Schließlich ist auch die Philosophie der Verbraucher unterschiedlich: Die Einen bevorzugen z.B. den „Jahrgangssekt“, der – je nach Jahrgang – unterschiedlich schmeckt, andere bevorzugen den gleichbleibenden Geschmack, weshalb die großen Champagner – Häuser dann u.U. bis zu 160 Weine als Grundweine verwenden, damit die Cuvée immer den gleichen Geschmack behält. Manche Sektkellereien versuchen das schon durch den „gemischten Satz“ zu erreichen, d.h. man setzt bereits im Weinberg verschiedene Rebsorten durcheinander, um eine bestimmte Cuvée zu erreichen.

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Bei soviel Theorie war es gut, dass Frau Heistermann auch hervorragende passende Proben dazu lieferte vom „Prosecco frizzante“ bis zum „Champagner“. Außerdem bat sie Rudolf Schoeneberger immer wieder, das Thema aus der Sicht des Winzers zu ergänzen. So konnte sie in ihrer charmanten Art den interessiert zuhörenden Teilnehmern das Thema trotz umfangreicher Theorie doch sehr schmackhaft machen und sie bekam dafür nicht nur viel Beifall, sondern auch noch einen schönen Blumenstrauß.

Hans – Hermann Oehl

Jun
6

Besuch im Weingut Lanius-Knab in Oberwesel



„Besuch eines Weingutes“ stand im Juni auf dem Programm des Weinkollegiums. Da die Inhaber des Weingutes „Villa Riesling in Manubach“ wegen eines Trauerfalles in der Familie dem Weinkollegium abgesagt hatten, war kurzfristig Jörg Lanius vom VDP-Weingut Lanius-Knab in Oberwesel eingesprungen.
Er gehört zu den Winzern, die sich schon frühzeitig mit den Fragen der künstlichen Bewässerung beschäftigt haben, einem Thema, das sicher durch den Klimawandel mehr und mehr Bedeutung bekommen wird. Jörg Lanius konnte den Besuchern fundiert über Probleme und Erfahrungen berichten, die man insbesondere bei der Rekultivierung des „Oelsberg“ gemacht hatte.
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Interessant war auch die Führung durch den Betrieb. Der zweistöckige Gewölbekeller bietet viel Raum. Im oberen Stock beginnt die Verarbeitung in Edelstahltanks, im unteren Stock hat der Wein in alten Holzfässern Zeit zum Reifen.
Mit kraftvollem Spätburgunder wurde in gemütlichen Probierstuben die Probe eröffnet. Rieslingweine von trocken bis edelsüß, vom Q.b.A. bis zum „Großen Gewächs“ zeigten den Besuchern dann die ganze Bandbreite Lanius-Knabscher Weine.

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Ein kräftiger, schmackhafter Imbiss gab die notwendige Grundlage.

Eifrig wurde diskutiert, so über das Problem des „Jugendwahns“ beim Weingenuss. Sicher hat es den Vorteil für die Hersteller, dass es weniger Kapital bindet, wenn die Konsumenten immer „junge“ Weine verlangen. Für manchen Wein aber wäre es besser, wenn ihm mehr Zeit zum Reifen gelassen würde. Hier wäre also ein Wandel bei den Konsumenten, aber auch bei manchem Hersteller wünschenswert.
Es war ein sehr interessanter Abend und nach einem herzlichen Dank an Herrn Lanius und guten Wünschen für das Weingut ging es zurück nach Boppard.

Hans – Hermann Oehl

Mai
2

Jungweinprobe



Beim Stammtisch des Weinkollegiums im Mai stellte Mitglied Rolf Bach vom gleichnamigen Weingut in Boppard sechs junge Weine des Jahrganges 2010 vor. Drei Sorten stammten aus seinem Betrieb und waren Fassproben, d.h., die Weine sind noch nicht fertig, noch nicht abgefüllt. Die drei anderen Proben stammten aus dem Weingut Walter Perll.
Rivaner, Weißburgunder, Riesling und Spätburgunder Rosé waren vertreten, durchgegorene und nicht durchgegorene Weine, QbA und Spätlesen.
Rolf Bach konnte deutlich machen, dass es den Winzern trotz der sehr widrigen Wetterbedingungen ? während der Blüte war es sehr kalt, im Herbst gab es viel Regen ? im Jahr 2010 wieder gelungen ist, entwicklungsfähige Weine mit viel Potential herzustellen. Da die Erntemengen sehr gering waren ? sie lagen teilweise noch unter 50 % eines normalen Erntejahres ? wird es sinnvoll sein, sich rechtzeitig mit der gewünschten Menge einzudecken.

Hans – Hermann Oehl

Apr
4

Wein und Wetter



Wein und Wetter, dieses Thema hatte der April-Stammtisch des Weinkollegiums. Peter Gebler, Dozent der Deutschen Wein- und Sommelierschule in Koblenz, hielt zu diesem Thema einen anschaulichen Vortrag.
„Wetter“ und „Klima“ sind beide von großer Bedeutung für den Winzer, haben aber sehr unterschiedliche Auswirkungen. Das Wetter ist für den jeweiligen Jahrgang von Bedeutung. Wann wieviel Regen fällt, wann wie stark die Sonne scheint, das beeinflusst das Wachstum und die Reifung der Trauben. Während der Vegetationsperiode fällt der Säuregehalt und der Zuckergehalt steigt. Der Winzer wartet möglichst bis zur physiologischen Reife (Kerne werden braun, sind fortpflanzungsfähig, Fruchtfleisch löst sich von den Kernen), was zu ausgeprägten, reifen Aromen, aber auch zu höheren Alkoholgehalten führt. Dass dabei in unterschiedlichen Jahren im selben Weinberg unterschiedliche Weine entstehen, zeigten ein 2007er und ein 2003er Bacharacher Posten Riesling Spätlese aus dem Hause Ratzenberger.
Wenn schwierige Wetterbedingungen herrschen, dann haben die Trauben u.U. nicht die notwendige Reife und damit wenig Zucker und viel Säure. Kommt dann, wie 2010, im Herbst zuviel Regen, dann werden die Beerenhäute beschädigt, Wasser verdunstet, Zucker und Säure werden sehr stark konzentriert und nur eine schnelle Ernte rettet vor Fäulnis. Viele Winzer hätten sich nicht erinnern können, je eine solch problematische Lese erlebt zu haben, die Säurewerte waren mehr als doppelt so hoch wie normal. Rudolf Schoeneberger berichtete sehr anschaulich, welche Probleme dadurch zu bewältigen waren, zumal „Weinsäure“ und „Äpfelsäure“, die Hauptbestandteile der Säure im Wein, unterschiedlich behandelt werden müssen. Das geschah jedoch erfolgreich, wie sein 2010er Riesling Feuerlay beweist.
Klima ist der Durchschnitt des Wetters über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren. Es scheint sicher, dass eine zunehmende Erwärmung erfolgt. Die Prognosen lauten: Die Jahresdurchschnittstemperatur nimmt zu um ca. 50 C bis 2100. Die Sommer werden heißer und trockener. Es gibt mehr Starkniederschläge, der Sommerniederschlag nimmt ab, der Winterniederschlag nimmt zu. Reben treiben früher aus, blühen früher und es gibt frühere Erntetermine. Die Winzer werden dann prüfen müssen, ob sie in kühlere Nordregionen oder Höhenlagen ausweichen. Sie werden u.U. andere Begrünungsarten, neue Erziehungssysteme und evtl. hitze- und trockentolerante Sorten wählen. Während in früheren Jahren die Nordhänge sowie Schatten- und Höhenlagen oftmals unreife Weine brachten, können diese Lagen gerade dann durchaus ihre Vorteile haben. Auch durch die Laubwandhöhe und durch Teilentblätterung können die Winzer den Reifevorgang beeinflussen. Die Anpassung an klimatische Veränderungen wird also eine ständige Herausforderung bleiben. Es könnte sogar sein, dass große Regionen (Italien / Spanien) an Bedeutung für den Weinbau verlieren, dafür aber Weinbau in nördlichen Regionen neu entsteht.

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Der Referent und auch Rudolf Schoeneberger bekamen reichlich Applaus für ihre informativen Ausführungen.

Hans – Hermann Oehl

Mrz
14

Konvent des Weinkollegiums



Zum Konvent (der Jahreshauptversammlung) des Weinkollegiums konnte Schultheiß Hans Peter Schüz zahlreiche Mitglieder begrüßen. Er ließ die Höhepunkte des vergangenen Jahres noch einmal Revue passieren und erwähnte dabei insbesondere das Treffen der Mittelrheinischen Weinbruderschaften in Boppard. Der Bericht der Kassenverwalterin fand die Zustimmung der Mitglieder. Die anschließenden Neuwahlen brachten keine Veränderungen, sodass Hans Peter Schüz, Brunhild Hennemann, Willi Zimmer, Petra Linnenweber und Hans-Hermann Oehl dem Vorstand weiterhin angehören.

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Besonders erfreulich war es, dass drei neue Mitglieder feierlich aufgenommen werden konnten. Über weiteren Zuwachs würde sich das Weinkollegium sehr freuen. Das Programm für 2011 wurde vorgestellt und es lässt wieder viele interessante Veranstaltungen erwarten. Beim nächsten Stammtisch im „Weinhaus Heilig Grab“ am Montag, den 04.04., hält der Sommelier Peter Gebler einen Vortrag zum Thema „Wetter und Wein“.

Hans – Hermann Oehl

Mrz
7

Wein in anderen Kulturkreisen



Das Weinkollegium eröffnete den Reigen seiner Stammtischabende im neuen Jahr mit einem Vortrag von Pfarrer a.D. Walter Krause zum Thema „Wein in anderen Kulturkreisen“.

Eine große Mitgliederschar folgte mit Interesse den Ausführungen von Pfr. Krause. Er wies zu Beginn darauf hin, dass zu allen Zeiten Wein getrunken worden sei und dass immerhin aus rund 240 verschiedenen Pflanzen „Wein“ hergestellt würde.
Die Wiege des Weins liege wohl eindeutig in Mesopotamien. Schon bei den Hieroglyphen gäbe es den Weinstock als besonderes Zeichen. Bei TUTANCHAMUN habe es Krüge gegeben, in welche die Rebsorte, der Jahrgang und der Hersteller eingeritzt waren, gleichsam eine frühe Form der „Etikettierung“. Die Römer hätten immerhin wohl 80 Sorten Wein gekannt, und bei Darius, dem Perserkönig, habe auf dem Grabstein gestanden: „Ich konnte viel Wein trinken und es auch vertragen.“ Von Herodot werde berichtet, dass die Perser wichtige Dinge im Rausch beschlossen und dann nüchtern bekräftigten und umgekehrt. Im Buddhismus, im Hinduismus und im Islam sei der Wein zwar verboten, aber Klöster und christliche Schänken seien auch oft für Mohammedaner beliebte Ziele, außerdem habe Mohammed den Weingenuss erst verboten, nachdem er die Folgen des übermäßigen Genusses bei einer Hochzeit erlebt habe. Dass die Ansichten einem ständigen Wandel unterworfen gewesen seien, das könne man z.B. auch daran erkennen, dass „Suleiman, der Prächtige“ massiv gegen den Weingenuss vorgegangen sei, das aber sein Sohn „Selim der Säufer“ gewesen sei.
Schließlich sei Wein ja auch immer, wie schon Hippokrates betont habe, ein Heilmittel gegen vielerlei Krankheiten und für das Paradies sei Wein in Fülle versprochen, „aber solcher, der keine Kopfschmerzen verursacht“.
Pfarrer Krause, der auf zahlreichen Reisen nach Israel, Jordanien und in weitere Länder dieser Region viele Erfahrungen gesammelt hat, belegte seine Ausführungen mit einer Fülle von Zitaten aus dem Koran und aus geschichtlichen Dokumenten sowie mit Aussagen von manchem Sultan und von zahlreichen Kalifen so anschaulich, dass die Zuhörer seinen Ausführungen mit großer Aufmerksamkeit begeistert folgten.

Hans – Hermann Oehl

Dez
6

Sherry – Probe des Weinkollegiums



20101206-sherryprobe-referent-und-mittelrheinweinkoniginDer letzte Stammtisch des Weinkollegiums im „Weinhaus Heilig Grab“ im Jahr 2010 hatte das Thema „Sherry – Sorten“. Dazu konnte der Schultheiß Hans Peter Schüz zahlreiche Mitglieder und Gäste begrüßen, darunter die neue Gebietsweinkönigin Anna Elena Klapper, ebenso den Referenten, Herrn Frank Rudolf aus der Führungsmannschaft der Firma Schlumberger in Meckenheim.
Sherry zählt zu den „verstärkten“ Weinen. Die Heimat des „Sherry“ liegt in der Provinz Cadiz in Südspanien. Das eng begrenzte und geschützte Anbaugebiet umfasst nur die drei Gemeinden Jérez de la Fonterea, Puerto de Santa Maria und Sanlúcar de Barrameda. Als sich früher zeigte, dass Wein aus dem spanischen „Jerez“ den langen Transport nach England nicht schadlos überstand, da setzte man diesem Wein zur Erhöhung der Haltbarkeit weiteren Alkohol zu. Daraus wurde dann der „Sherry“.
Die Erzeugung von Sherry unterliegt strengen Regelungen der DO (Denomination de origin) vom Anbau im Weinberg bis zur Abfüllung – frühestens 3 Jahre später – im Keller.
Meist sind es Palomino und Pedro Ximenez – Reben, die auf kalkhaltigen Böden angebaut werden. Der Ausbau des Sherrys erfolgt meist im sogenannten „Solera-System“ in „Botas“, Fässern von je 600 l, die aber nur zu ca. 80 % gefüllt sind, damit sich die für die Entwicklung des Sherrys wichtige Florhefe ausbilden kann. Die „Botas“ werden bei diesem mehrjährigen Reifeverfahren in mehreren Etagen übereinander gelegt. Der zur Flaschenfüllung ausgereifte Wein wird der untersten Reihe entnommen, und zwar maximal 40 %. Zur Wiederauffüllung wird Wein des nächstjüngeren Jahrgangs aus der jeweils darüber liegenden Reihe verwendet, Jungwein wird nur der obersten Fassreihe zugegossen. So entsteht immer wieder ein Sherry von gleichbleibendem Geschmack, allerdings ohne Jahrgangsbezeichnung.

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Der Referent verstand es sehr gut, den Abend zu gestalten. Auf die Teilnehmer wartete jeweils auf dem Tisch ein Set mit 8 „Copitas“, den typischen Sherrygläsern samt den Probenbezeichnungen. Es gab folgende Sherrytypen: Manzanilla, Fino, Amontillado, Oloroso (ohne Florhefe gereift), Cream Sherry und Sherry-Ximenez.
Unterstützt von einer PowerPoint – Präsentation gelang es dem Referenten sehr gut, den Teilnehmern fachlich anspruchsvolle Inhalte allgemeinverständlich zu vermitteln. So war es dann jedem klar, dass die Herstellung von gutem Sherry eine aufwändige Kunst ist, dass Sherry mehr ist als dry, medium oder cream und dass demzufolge auch Preise von 50,00 ? pro Flasche durchaus eine Berechtigung haben können.
Frau Susanne Schoeneberger hatte zu der Sherry – Probe leckere Tapas bereitet, so wurde der Abend auch in dieser Hinsicht ein Genuss.

Hans – Hermann Oehl

Nov
13

Remigiusessen des Weinkollegiums



20101113-remigiusessenZu einem festlichen Essen trafen sich Mitglieder des Weinkollegiums Boppard. Gründungsmitglied Dr. W. Schmidt nutzte die Gelegenheit, über die Bezüge von Boppard zu St. Remigius zu berichten.
Remigius wurde um das Jahr 435 ca. 50 km nordwestlich von Reims geboren und war bereits mit 22 Jahren Bischof von Reims. Als der Merowinger – König Chlodwig zur Abwendung einer drohenden Niederlage in der Alemannenschlacht gelobte, sich taufen zu lassen, wurde Remigius durch diese Taufe bekannt. Ein Kronleuchter in Reims mit 96 Brennstellen erinnert an das hohe Alter, das dieser Bischof erreicht hat.
Das Bistum Reims hatte Besitz in Boppard. Der Standort der früheren Remigiuskapelle und des heute noch vorhandenen Remigius-Bildstocks lassen vermuten, dass dieser Besitz, sehr wahrscheinlich waren es Weinberge, im Bereich des Mühltals lag.
In der gleichen Lage befand sich mindestens seit dem 10. Jahrhundert ein Fiskalhof mit einem Kelterhaus für königliche Weinwirtschaft. Dieses war wohl dem Merowingischen Krongut zuzurechnen. Wenn also – was noch zu erforschen wäre – der Besitz des Bistums Reims schon zur Zeit des St. Remigius bestanden hat, dann wäre es denkbar, dass dieser schon Bopparder Hamm getrunken hat. Als „Weinheiliger“ gilt St. Remigius nicht nur, weil er Bischof in einer Weingegend war, sondern weil von ihm zwei „Weinwunder“ überliefert sind: Er soll seinem Täufling Chlodwig eine nie leer werdende kleine Flasche mit gutem Wein verschafft haben und er soll den dürstenden Bauleuten an einem Kloster Wasser in Wein verwandelt und sie so gelabt haben.
Das „Weinkollegium Königliches Kelterhaus zu St. Remigius“ hat sich diesen Bischof als Namenspatron gewählt, leider allerdings, ohne von seinen „Weinwundern“ profitieren zu können.
Gerne dankten die Mitglieder Herrn Dr. Schmidt für seine Ausführungen, ehe sie dann ihre Aufmerksamkeit dem festlichen Essen widmeten.

Dr. Werner Schmidt und Hans – Hermann Oehl

Nov
8

Martin Luther und der Wein



In seiner frischen, fröhlichen Art gestaltete Pfarrer Markus Risch einen Abend zu diesem Thema beim Weinkollegium Boppard.

20101108-martin-luther-und-der-wein1 Erfreulich war die große Teilnehmerzahl, die gekommen war.Erfreulich war die große Teilnehmerzahl, die gekommen war.
Nachdem M. Risch über den Lebensweg Luthers gesprochen hatte, lagen die Schwerpunkte auf „Wein im Alltag von Martin Luther“ und „Worte und Sprüche M. Luthers zum Wein“.
Schon im Elternhaus war die Ernährung von gehobener Qualität und es gab – nur wenige Kilometer vom heutigen Weinbaugebiet Saale – Unstrut entfernt – sicher Wein zu trinken, zumal damals Wasser oft verunreinigt war und man – schon aus gesundheitlichen Gründen – viel (verdünnten) Wein trank.
Während seines Jurastudiums in Erfurt lebte Luther in einer Burse, einer Art Wohnheim, wo Freunde ihn als lebensfrohen Gesellen kannten und wo sicher Wein getrunken wurde.
Auch bei der Hochzeit von Martin und seiner Käthe im Juni 1525 gab es Wein, denn wir wissen von dem Hochzeitsessen, dass der Rat der Stadt Wittenberg dafür sieben Kannen Frankenwein stiftete. Zudem ist es belegt, dass Käthe bei Bekannten „Weinbergpfähle“ und „Pfropfreißer“ bestellte, die für den Anbau von Weintrauben notwendig waren, dass sie also selbst in bescheidenem Umfang Wein anbauten.
Da Luther für seine Predigttätigkeit teilweise mit Wein aus dem Ratskeller der Stadt Wittenberg bezahlt wurde und er auch von den evangelischen Fürsten öfters qualitativ hochwertigen Wein bekam, brauchte er sich um seinen Weinnachschub ohnehin nicht zu sorgen, wenngleich er insgesamt wohl lieber Bier trank. Immer trat er aber für Mäßigkeit ein. Allerdings war Mäßigkeit damals etwas anderes als heute und „ein wenig Wein zu Mittag“ konnte im MA bis zu drei Flaschen dünnen Weins bedeuten.
Deutlich äußerte sich Luther vielfach gegen Unmäßigkeit, etwa mit den Worten „ich kan das nicht entschuldigen, das man einen trunck zu viel thut“ oder „zu vielen wichtigen sachen ist kein Trunckenbolt nütze noch geschickt“. Luther hat gar eine Fabel über den „Abgott Sauf“ verfasst. Er sagt: „Der Sauf bleibt ein allmächtiger Abgott bei uns Deutschen, eine Art Pest, welche durch Gottes Zorn über uns geschickt ist, macht uns toll und töricht..“ oder: „Ganz Deutschland ist mit dem Sauflaster geplagt ..“. Es gibt aber auch positive Aussagen zum Wein, mit solchen machte zum Schluss der Referent die Haltung des Reformators zum Wein bei mäßigem Genuss deutlich:
-Die Schrift sagt: „Das Brot stärkt des Menschen Herz, der Wein aber macht ihn fröhlich.“
-„Der Wein und die Weiber bringen manchen Jammer und Herzeleid, machen viele zu Narren und zu wahnsinnigen Leuten, wollen wir darum den Wein wegschütten und die Weiber umbringen?“ und
-„Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibet ein Narr sein Leben lang.“
Pfr. Markus Risch hatte sich mit seinem Vortrag den deutlichen Beifall der Zuhörer redlich verdient.

Hans-Hermann Oehl